Offener Brief an den Stadtsportbund Herne
Bündnis Herne am 21. August 2025
Vorgetragen im Rahmen unserer Mahnwache gegen die AfD-Beteiligung an der Podiumsdiskussion des Stadtsportbundes

Lieber Stadtsportbund,
oder vielmehr: lieber geschäftsführender Vorstand des Stadtsportbundes, wir stehen heute auch euretwegen hier.
Ich möchte es gleich zu Anfang betonen: Wir richten uns ausdrücklich nicht gegen eure Veranstaltung, denn wir begrüßen diesen Beitrag zur Debattenkultur.
Und diese Mahnwache ist auch keine Demonstration gegen den Stadtsportbund, wie uns Jascha Hoppe von der Jungen Union Herne gestern öffentlich unterstellt hat. Das Gegenteil ist richtig, das konnte man unserem Aufruf auch entnehmen, sofern man ihn denn gelesen hat.
Wir wollen mit unserer Mahnwache das „Herner Versprechen“ in Erinnerung rufen und vor einem naiven, unbedachten Umgang mit der AfD warnen. Wir möchten euch daran erinnern, dass ihr das „Herner Versprechen“ im vergangenen Jahr als eine der ersten Institutionen unterschrieben habt!
Dort heißt es:
„Wir Unterzeichnenden versprechen, den Kampf um den Schutz der Menschenwürde, der Demokratie und des Rechtsstaats entschlossen weiterzuführen. Freiheitlich-demokratische Werte müssen immer wieder neu verteidigt werden. Aus diesem Grund wird es von allen Unterzeichnenden dieses Versprechens niemals eine wie auch immer geartete Kooperation mit rechtsextremistischen Akteur:innen, wie aktuell der AfD, geben. Wir werden keine Vorteile aus der stillen Duldung menschenverachtender Positionen ziehen und auch dann standfest sein, wenn uns extremistische Akteur:innen Vorteile zum Durchsetzen ihrer Agenda versprechen.“
Wir verstehen eine Einladung von Kandidat:innen der AfD zu einer Podiumsdiskussion durchaus als stille Duldung im Sinne des „Herner Versprechens“, denn das bietet ihnen eine Bühne für die Verbreitung ihrer menschenverachtenden und hetzerischen Agenda. Es trägt zu einer Normalisierung der AfD bei.
Und es passt aus unserer Sicht auch nicht zu eurem absoluten Leuchtturmprojekt „Pink gegen Rassismus“, wenn ihr eine Partei einladet, die mit ihrer völkischen Ideologie die Menschenwürde mit Füßen tritt. Das ist ein Schlag ins Gesicht all der engagierten Menschen in den Herner Sportvereinen, die sich tagtäglich gegen Ausgrenzung und für Integration engagieren.
Wir waren uns zunächst nicht sicher, ob eure Einladung wirklich allen OB-Kandidierenden galt. Daher haben wir euch Anfang August schriftlich unsere Bedenken mitgeteilt und euch zu einem Austausch über den Umgang mit der AfD eingeladen. Eine Antwort haben wir zunächst nicht bekommen – was ja irgendwie auch eine Antwort ist. Stattdessen wurde uns die Einladung der AfD in der vergangenen Woche auf anderem Weg bestätigt: durch Telefonate mit Journalisten im Rahmen einer WAZ-Recherche. In dem daraus entstandenen Artikel wurde der Vorsitzende des Stadtsportbundes Herne zitiert mit den Worten „Es gibt Leute, die sehen nur schwarz und weiß.“ Damit waren wir gemeint.
Lieber Herr Karpinski: Das tut schon ein bisschen weh, weil wir uns eigentlich immer sehr um Differenzierung bemühen und immer erst den Weg des Austauschs suchen, statt direkt öffentlich in die Konfrontation zu gehen.
Mit unserer Auffassung sind wir übrigens in guter Gesellschaft: Euer Mutterverband, der Landessportbund, hat für sich die Einladung von Repräsentant:innen der AfD ausgeschlossen und empfiehlt dies auch den Mitgliederorganisationen.
Der Vorsitzende des Stadtsportbundes Herne sieht hier aber gar keinen Widerspruch zum Landessportbund, schließlich sei ja nicht die Partei eingeladen, sondern der OB-Kandidat. Sorry, aber das ist dann doch etwas albern. Der OB-Kandidat tritt für seine Partei an und nimmt insofern selbstverständlich als ihr Repräsentant an der Podiumsdiskussion teil! Es macht auch nicht den Eindruck, als sei der Stadtsportbund wirklich gut auf die Diskussion mit dem AfD-Kandidaten vorbereitet. Das belegt schon allein die Aussage von Herrn Karpinski, der Verfassungsschutz habe die Einstufung der AfD als gesichert rechtsextreme Partei zurückgenommen.
Nein, Herr Karpinski, hat er nicht.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat lediglich eine „Stillhaltezusage“ abgegeben. Das bedeutet, dass es die öffentliche Bezeichnung der AfD als "gesichert rechtsextremistische Bestrebung" vorerst aussetzt, bis das Verwaltungsgericht Köln über einen Eilantrag der AfD entschieden hat. Die Belege im Gutachten des Verfassungsschutzes haben dadurch rein gar nichts an ihrer Bedeutung verloren!
Vorgestern haben wir von euch dann doch noch einen Terminvorschlag für einen Austausch bekommen – spät, aber immerhin.
Das „Herner Versprechen“ bedeutet für uns auch, mit allen demokratischen Kräften in Herne im Gespräch zu bleiben, um gemeinsam das zu schützen und zu verteidigen, was unsere Gesellschaft ausmacht:
Offenheit, Vielfalt, Respekt, Toleranz.
In diesem Sinne: Wir sind gespannt auf den Austausch mit euch!
P.S.:
Ein Gruß geht an dieser Stelle raus an Jascha Hoppe. Vielleicht magst auch du dich mal konstruktiv mit uns darüber austauschen, wie wir die Demokratie in Herne gemeinsam verteidigen können, statt Unterstellungen über uns zu verbreiten.
Du bist uns herzlich willkommen!